Verdauung – einmal anders betrachtet …

Im Zuge des Biologieunterrichts hat sich die 5cn Klasse mit dem Thema „Stoffwechsel“ befasst. Mit dem Verfassen eines inneren Monologs eines Müsliriegels setzten sich die SchülerInnen auf kreative Art mit dem Thema der Verdauung auseinander. Aber lesen Sie selbst! Viel Vergnügen!

Veronika Müller

 

Mein tragisches Ende

Leben bzw. Sterben ist nicht für jeden eine Saccharose-Aufnahme, ich jedoch dachte, dass sich die Manifestation dieses Ereignisses für mich persönlich mehr verzögern würde. Naja, man liegt nicht immer richtig. Das Letzte, woran ich mich von meiner doch sehr kurzen Lebenszeit erinnern kann, ist ein friedliches Plätzchen in einem Kartonhaus und eine stille, aber sehr adäquate Unterhaltung mit meinen Freunden, die nebenbei alle die gleiche Kleidung trugen, wie ich selbst. Zugegeben wirkten die Früchte auf meinem T-Shirt sehr appetitlich.
Dann fegte ein Orkan unser Dach weg und ich wurde von oben aus meinem Zuhause und fort von meinen Freunden gezerrt.

„Okaaay, das reicht jetzt!“, empörte ich mich, doch dieses Ungetüm hörte nicht auf mich und oh mein Gott es riss mir die Kleider vom Leib.
Langsam kroch mir die Angst in die Knochen, ein riesiges Loch öffnete sich vor mir und wie in Zeitlupe flog ich darauf zu.
Dann wurde ich ohnmächtig.
Als meine Augen wieder aufgingen, bemerkte ich nur Dunkelheit. Resignation erfasste mich und mit einem erschrockenen Schrei registrierte ich meine fehlenden Beine. Igitttt!! Alles war nass! Und warm! Dann schmolz meine Haut.
Das Ungetüm ließ einen enzymischen Feind namens Amylase auf mich los. Es spaltet meine Zuckerbestandteile auf! So etwas kam mir bisher nur in den wildesten Erzählungen zu Ohren.
Nachdem sich eine Art Tor immer wieder schloss und öffnete, war ich nur noch ganz klein. Dann kam eine riesige Welle und ab gings die Todesrutsche hinab. Es war komplett dunkel, dunkel, dunkel….
So und jetzt sitze ich im Magen und hab keinen Plan wie’s weitergeht.
Lange bleibt mir nicht zum Überlegen, obwohl man es nicht wirklich Überlegen benennen, sondern eher Verzweifeln, vor sich hinvegetieren oder sonst etwas Unvorteilhaftes nennen müsste. Tja, die eigene Ehre leidet ziemlich unter Gefangenschaft, wahrscheinlich könnte man mich jetzt auch melodramatisch nennen, aber meiner Meinung nach sollte man nicht über andere urteilen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
Wie gesagt, gleich danach kommt die Magensäure wie eine Art ungebetenes Schaumbad. Mein Erzfeind Pepsin ist auch da und macht sich an meine Proteine ran. Schon mal was von Privatbesitz, Belästigung oder Privatsphäre gehört!? Die einst feste Struktur, die mich ausmachte, gibt es nicht mehr.
Ich werde in eine dünnere Röhre weitergeleitet, für die es sicher einen Fachbegriff gibt, aber ich muss sagen, im Moment könnte es nichts Uninteressanteres zu wissen geben.
Die Galle aus der Leber hilft, meine Fette aufzulösen und meine geliebten Nährstoffe gelangen in diese dickliche, rote Flüssigkeit des Monsters. Jetzt bin ich nur noch ein Häufchen unverdaute Fasern und Abfallstoffe, wobei ich diese Bezeichnung verdammt unpassend finde. Ich meine was soll das!?

Auch die letzte Träne wird mir im Dickdarm entzogen. Nach Stunden des „Vormichhinvegetierens“ bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich werde in den Enddarm gedrückt.
Mein kurzes Lebens ist vorbei.
Auch wenn ich in diesem Zustand fast froh darüber bin. Aber vielleicht habe ich diesmal besseres Karma und werde als Streichholz wiedergeboren. „Für etwas brennen“ stelle ich mir feurig vor!
Und dann schloss ich vor lauter Helligkeit für immer die Augen.

(Pia Lauschmann)

 

Riggls Reise ins Ungewisse

Hallo, ich bin Riggel, ein Müsliriegel mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen. Lange habe ich in meiner glänzenden Verpackung gewartet aber heute ist es so weit: Ein hungriger Mensch reißt mich auf und wenig später bin ich auch schon in einer riesigen, dunklen Höhle, dem Mund, wo das Chaos beginnt.

Die Zähne, sie meinten sie wären eine Art Mundwerkzeug oder so, stürzen sich auf mich wie hungrige Monster! Autsch! Ich werde in kleine Stücke zerlegt, während die Amylase im Speichel beginnt, meine Kohlenhydrate zu zerkleinern. Ich werde langsam matschig – nicht gerade glamourös!

Kaum geschluckt geht es durch die Speiseröhre, eine dunkle, muskulöse Achterbahn, in der die Peristaltik, Muskeltätigkeit, mich zielstrebig Richtung Magen schiebt. Huiii! Doch der Spaß ist schnell vorbei, denn ich lande mit einem Plumps im Hauptorgan der Verdauung. Hier sieht es aus wie in einer Hexenküche: Magensaft, bestehend aus fieser Salzsäure und dem Enzym Pepsin, setzt mir ordentlich zu. Meine Proteine werden zerkleinert – ich werde regelrecht in einen Brei, Chymus, verwandelt. So habe ich mir das nicht vorgestellt!

Doch keine Zeit zum Jammern, nach dieser Säure-Party öffnet sich das nächste Tor und lässt mich in den Dünndarm. Hier sind alle ganz beschäftigt. Die Bachspeicheldrüse, oh nein, sie meinte sie wolle Pankreas genannt werden, schickt ihre Spezialtruppen: Amylase, zerlegt meine letzten Kohlenhydrate in Glukose, Lipasen spalten meine Fette in Glycerin und Fettsäuren und Trypsin knöpft sich meine letzten Proteine vor, indem es sie in Aminosäuren zerlegt. Die Galle, eine grüne Flüssigkeit aus der Leber, hilft fleißig mit, indem sie meine Fette emulgiert, damit die Lipasen besser arbeiten können. Ich fühle mich jetzt so… aufgelöst!

Dann kommt mein großer Moment, jeder Müsliriegel träumt davon ihn einmal zu erleben: Die Darmzotten nehmen meine besten Nährstoffe auf und schicken sie ins Blut, von wo aus sie den Körper mit Energie versorgen. Das ist mein Vermächtnis – Energie für den Körper! Meine Mission ist fast erfüllt, aber was von mir übrig bleibt, nimmt einen düsteren Weg.

Der Dickdarm entzieht mir das restliche Wasser, während Darmbakterien sich über meine unverdaulichen Ballaststoffe hermachen. Es entsteht dabei ein Gas – was ich nicht näher erläutern möchte… . Jetzt bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst und mein Schicksal ist besiegelt: Der Endgegner, die Toilette, wartet. Der Mastdarm leitet meine finale Evakuierung ein. Scheiße man.

Leb wohl lieber Mensch! Ich hoff ich habe dir genug ATP geliefert, um meine Geschichte zu verdauen!

(Clara Moser)